Samstag, 1. August 2009

Tripreport:Allgemeine Grundausbildung (AGA)

Prolog

Wie jeder der möchte dem Titel entnehmen kann wird sich dieser Report mit dem Trip von mir bei der Bundeswehr befassen. Dabei werde ich als Protagonist vorerst die ersten 3 Monate Tag für Tag beschreiben - wie ich danach weitermache überlege ich mir noch. Des Weiteren überlege ich ja auch noch ob ich nach den 9 Monaten noch Lust auf mehr habe. Aber dazu später mehr.

Mi,1.7.09

Tag 1. Mit Hilfe alter Haudegen und diversen Internetberichten glaube ich vorbereitet zu sein und meinen Koffer sinnvoll gepackt zu haben. Umhängetasche mit reichlich Verpflegung ist auch am Mann, meiner Fahrt steht also nichts mehr im Wege. Also geht es früh morgens aus dem Haus, in das Auto – Attacke. Aus dem Dorf raus, verfahren (NAVI Anne Backe, ganz ellich, wer baut son scheiß? Lotst mich erstmal in die Pampa rein. Danke. Aber so etwas plant der vorrausschauende Fahrer natürlich mit ein. Also drehe ich als es nicht mehr weiter geht um, fahre die Strecke so wie sie sie sein soll – und als wäre nichts gewesen springt die Route im NAVI sonst wohin, ist aber richtig und führt mich Richtung Autobahn. Wenn das kein Grund zur Freude ist.
Ich lasse also meinen 60PS-Starken Fiesta aufheulen und hau mal richtig auf die Kacke. Und kaum vergehen 5 Stunden gelange ich langsam aber sicher dorthin wo ich eigentlich gar nicht hinwill. Glaube ich.
Barnim Kaserne, Strausberg. Rechts ab, kleines Stück fahren – ein Schlaglochparkplatz und eine geschlossene Schranke. Ich fahre den Weg des geringsten Widerstandes und fahre Jeep-a-like durch den Schlamm, parke(beobachtet von anderen Ankömmlingen) packe mürrisch meine Tasche aus und schlurfe zu der Schranke. Möglichst cool geht es an die dort stehenden Wachen: „Ähm. Verzeihung, ich will nicht stören, ich habe hier so einen Einberufungsbescheid, wo, ähm, wo muss ich hin?“ Reinfahren, hier längs, dort rüber, da lang, und dann links parken. Alles klar Herr Kommissar. Ich steige wieder in meinen Wagen, fahre zur Schranke, zeige der Wache meine Einberufungsbescheid – Schranke wird hochgefahren.
Ich fahre an, lange Gerade voraus. Sehe nichts böses ahnend 4 Leutchen im Gebüsch hocken. Ich fahre geschmeidig drauf zu, T-Kreuzung. „Kacke, wo muss ich noch mal lang?“ Die lustigen Leutchen fuchteln auf einmal. „Geiel, Parkeinweise!“
Was zur? Ich verstehe die Gebärdensprache nicht und fahre schreiend im Kreis. Fenster runterkurbeln: „Fahren Sie mal bitter hier ran!“ Ich brauche wieder eine Weile, aber schließlich schaffe ich es vor einem der lustigen Kerlchen zu parken. Hat Feldjäger auf seinem Arm stehen.
„Sie sind zu schnell gefahren, wir haben sie gelasert!“ Geiel, Augen für umsonst repariert! Oh, wait. Wat? 3km/h werden mir angekreidet. Geiler Scheiß. Das habe ich davon benzinsparend fahren zu wollen. Schön bei 30 vom 2ten in den 3ten Gang – nee, is nich. Scheinbar betrügt mich mein Tacho. Naja. „Melden Sie es am besten sofort ihrem Zugführer, der bekommt es eh heraus.“ Ay Ay Kapitän.
Aber immerhin schaffe ich es diesmal der Wegbeschreibung zum Parkplatz zu folgen. Phew. Ich stehe, nehme abermals meine Sachen und laufe dahin wo sich schon ein kleiner Mob gebildet hat. Ratlosigkeit. Wohin soll denn die Reise gehen? Ein Schild zeigt in alle Richtungen. „13te Kompanie LwAusRg“ Macht Sinn. Verdammte Hacke, groooßes Gelände. Hier und da ein Gebäude, schließlich eines wo 13te dran steht. Hurra! Wir stellen uns also davor, wird schon einer kommen. Wir sind auch alle pünktlich, vor 14:00 musste man da sein (da kamen aber auch später noch welche, und die leben auch noch). Wir stehen also, schicken einen rein. „Alle mir folgen.“ Wir werden 5mal eine Treppe hoch, eine andere runter, irgendwo durch einen Gang und sonst wohin geschickt. Schließlich schaffen wir es vor dem richtigen Raum zu sein. „DIE TASCHEN HIER ORDENTLICH IN DIE MARKIERUNG!“ Wow. Es geht los. Ordentlich ist es immer noch nicht, aber in der Markierung. „IN REIHE AUFSTELLEN UND DARAUF WARTEN DASS SIE REINGERUFEN WERDEN!“. Truppe wird etwas ruhiger, wir bilden eine Schlange. „TÜREN FREIHALTEN!“ Macht Sinn. Der nächste – das bin ich.
Essenskarte, immer am Mann führen, ein paar Zettel ausfüllen, unterschreiben, vorne abgeben – fertig. Weiter zur nächsten Station. Da steht ein Tisch auf dem Flur. Sitzen n paar Leute hinter. „Mir wurd gesagt ich soll mich hier“ „KÖNNEN SIE NICHT LESEN?!“ Huch, da steht n Schild. 1 Ruhe, 2 an der Linie stellen, 3 auf Aufruf warten usw. Heilige Kuh. Gleich mal alles falsch gemacht, Kopf noch dran, also noch mal. Klappt schon besser, ich bekomme eine erste Einweisung. Jo, okay, alles klar digger, ja, hier, ja sir – alles Anne Backe. Ab sofort „Jawohl, Herr Dienstgrad.“ Verstanden? Jawohl. Herr äääh... Hauptgefreiter!
Ich darf einen Block, Bleistift, Kugelschreiber, Radiergummi, Anspitzer und Soldatengesetzbuch aufnehmen und auf meine Stube gehen. Bett machen. Yay, me is teh first. 2 Hochbetten, ich stehe davor – unten rechts. Fensternah, 2 Steckdosen in Griffweite, klingt gut. Also Bett machen. Laken – faltenfrei. Braucht seine Zeit, aber ich bekomme es hin. Bettdecke und Kopfkissen – dauert auch ein wenig – läuft. Ich betrachte stolz mein Werk, als 2 Bundeswehrleute reinkommen. Tagesdecke noch drauf! Jawohl. Kacke, das ist doof. Irgendwann ist diese halbwegs faltenfrei über dem Rest. Denke ich. Leute kommen zurück: Nachbessern! Falten weg! Ich also wieder ran, falten weg. Was steht da drauf? DNUB??? Wattenscheid. Wieder kommt einer. Können sie den Schriftzug darauf lesen? Öhm; nö. Also, richtig rum machen. >>Eeey! Sach mir das bloß nicht vorher du Held der Arbeit!!!<< „Jawohl.“
Nach und nach trudeln noch 2 weitere Kameraden ein und die Party kann steigen. Bei ca. 30° im Schatten. Meine Herren, Sauna is nix dagegen. Irgendwann schließlich liege ich in meinem faltenfreien Bett, denke noch „Ich kauf Antifaltencreme“, und schlafe ein.

Do,2.7.09

4:30 Uhr. „Dritter Zug, Auuufstehen!“ Kaum ist dieser Spruch 10mal erklungen werde auch ich wach, und stehe auf. Waaas?! So früh?!
Heute sei einkleiden. Einkleiden Anne Backe, gib mir Schlaf! Es gibt frühstück, wir steigen in einen Bus und tuckern los. Wir kommen an, und stellen uns erstmal brav in der verdammt heiße Mittagssonne. Ich gucke auf die Uhr. Groooßer Fehler. 8:00. Sick. Es ist keine einzige Wolke zu sehen, wir stehen unter blauem Himmel. Der Oberfeldwebel zeigt Gnade und lässt uns in den Schatten gehen. Wuhuu! Einkleiden im Zeitraffen: Wir warten ewig, warten in einer großen Halle weiter, werden vermessen, bekommen anhand der Messung Kleidung, packen die in einen Wagen, schieben den munter durch die Gegend, gelangen zum Ende, stopfen alles in die 3 Taschen die dabei sind (Kampftratasche, Kampfrucksack und Seesack), verladen das Zeug in schicke Brummer, helfen anderen beim Stopfen, warten, und tuckern zurück.
Vollzähligkeitsappel. Wir breiten unsere Zeltplane aus und schmeißen alle Sachen drauf. Sachen werden aufgerufen, hochgehalten und in den Spind gepackt. Ich hab alles. Noch. Wir haben ca. kurz vor knapp, 20 Minuten Zeit zum Duschen. 37 Mann also stürmen auf 4 Duschköpfe zu. Läuft. Ich noch lange Haare bekomm kaum Wasser dran, mickriger Strahl. Aber in der Hektik und dem Stress vergesse ich sogar daran zu denken dass ich eigentlich kein Bock hab Ärsche zu sehen. Und jetzt wo man es einmal überlebt hat ohne Blind zu werden kanns ja nicht mehr schlimmer werden. Phobiebehandlung durch Stress also. Macht Sinn. Ich gehe schlafen.

Fr,3.7.09

Unterricht steht an. Objektschutz, Laufbahngruppen – alles was das Herz begehrt. Ich schlafe fast ein.

Sa, 4.7.09

Nein, kein Dienstschluss. Erst gegen Nachmittag, daher lohnt sich eine Fahrt nach Hause für mich nicht. Wer wollte konnte aber schon nach 3 Tagen wieder kurz abhauen, musste es nur am 1.7 so sagen.
„Es hat sich langsam angeschlichen das Gefühl, die Wärme ist gewichen es ist kühl.“ Pünktlich zum Wochenende verschwindet die Hitze, es wird halbwegs erträglich. Spindordnung steht auf den Plan. Wattenscheid, ganz ellich. Das Ganze dauert ewig und noch viel weiter, ist aber irgendwann geschafft. Jedenfalls mit dem was wir bereits an Ausrüstung haben. Klappspaten hammwa nich, gibt’s zu wenige von, ABC-Masken gibt’s erst noch. Jawohl.
Wir stehen mittlerweile alle in Grün rum. Flecktarn hat was. Was schwarzes, grünes, orangenes, und gelbgrünes. Mit 2 Jahren konnte ich besser Kleckse an die Wand malen, aber egal. Sitzt, passt wackelt und hat Luft, nur leider zerfetzts meine Hüfte. Scheißgürtel. Tage später die Rettung: Hosenträger. (Was auch helfen soll: Vaseline. Aber das habt ihr nicht von mir) Ein Traum, nix scheuert mehr, aber diese Erkenntnis erlange ich erst viel später. Zurück zum Thema: Spind ist soweit gepackt, irgendwann geht’s zur Mittagsverpflegung. SHIT! Ich habe meine Essenskarte verloren. Wahlweise im Gelände oder einfach auf dem Tablett liegen lassen. Kacka. Bis ich eine neue bekomme laufe ich einfach unauffällig an den Schranken vorbei. Safe.
Abendbrot steht an. Aber wir gehen nicht runten rein, fressen – es geht ins Mannschaftsheim! Geiler Scheiß, ist ne coole Bude mit Bier drin, Pommesbudenfunktion, Billardtisch und Fernseher. Wahlweise auch Internet, aber kostet. Rechtsradikale Sachen sind gesperrt, Tittenseiten nicht. Hab ich gehört.
Prompt sieht man sich dort auch nach Dienstschluss und trinkt sich erstmal ein paar Bier. Ein Traum. Die 900 Mann verwandeln sich in eine Notgeile MännerWG und sehen sich „Sommermädchen 2009“ an. Wattenscheid.

So,5.7.09

Ich bin träge. Ich kann es sein. Ich habe Zeit beim Frühstück, schaffe es alleine zu Duschen, lese ein wenig, gehe Joggen+dehnen während andere Volleyball spielen, und – habe an diesem Tag 3mal Nasebluten. Muh, darauf war ich nicht vorbereitet. Aber gekonnt überlebe ich und lege mich frühzeitig ins Bett, im Schlaf merke ich nichts denke ich mir.