Sonntag, 25. Oktober 2009

AGA 17.8-21.8.2009

Mo, 17.8.09
Wir fahren wieder schießen. Ich darf auch. Früh morgens wieder die Waffe empfangen. Im Bus Rohrmündung immer nach unten. Ich schlafe. Schließlich kommen wir an, und müssen erst einmal warten. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass ich mein Gewehr abgebe und mit einem anderen schieße (ich werde in der AGA kein einziges Mal mit meinem Gewehr scharf schießen). Angeblich hat man nur die besten Gewehre rausgesucht, damit wir mit diesen schießen. Wir werden über die Schießbahn belehrt, wie man die Ohrstöpsel richtig ins Ohr einführt und bekommen die Übungen erklärt.
Dann ist es irgendwann soweit. „Nächstes Rennen vor!“ Ohrschutz rein – stille. Alles was ich höre kommt mir weit weg vor. Wir laufen um eine kleine Kurve, ein leichter Wind weht durch den Helm. Ich nehme das Knirschen im Sand war, meine Gedanken suchen nach Worten diesen ersten Gang zu beschreiben. Wir warten, „10 Schuss richtig übernommen!“, und schließlich muss nur noch einer vor mir schießen bevor ich dran bin.
Auf geht’s. Anschlag liegend aufgelegt. Ich lege mich also auf den Boden, lege das Gewehr auf den dafür vorgesehen Sandsack um das Zielen zu erleichtern und gehe in einen Probeanschlag. „5 Schuss Einzelfeuer, Feuererlaubnis.“ Erst 5 durchs optische Visier, dann durch das Reflexvisier (stellt euch einen Laserpointer vor – man guckt quasi durch ein Fernglas und hat einen roten Punkt in der Mitte – nur dass beim Reflexvisier kein Zoom vorhanden ist. Daher schaut man dort mit beiden Augen durch.
Ich lade also teil, fertig und entsichere. Ich atme tief ein… aus… ein… aus… ein… irgendwann halt ich in der Mitte des Atemzuges die Luft an und nehme das Ziel genau ins Visier. Während des Atmens habe ich den Druckpunkt gesucht (wie eine Art Kupplung beim Auto, wenn ich über den Druckpunkt komme bricht der Schuss). Schlussendlich glaube ich fertig zu sein. Und krümme ab. Der Schuss kommt unerwartet. Ich schließe aus Reflex meine Augen. „Gut, jetzt noch 4!“ Also alles noch einmal von vorne. Druckpunkt suchen, Luft anhalten, abkrümmen. Irgendwann habe ich dann alles verschossen, also geht’s auf nach vorne, zu den Zehnerringscheiben, Ergebniskontrolle. Ein kleiner Streukreis war gefragt, und ich liege gut im Toleranzbereich. Übung also bestanden. Es geht zurück zum Munschreiber, Ergebnis eintragen lassen. Dann zum Platz der Truppe, auf die nächste Runde warten.
Ich nehme den Ohrschutz raus, und werde von einem Geräuscheschwall überschwemmt. Die Kameraden die sich unterhalten, Vögel die sich unterhalten, Ausbilder die rufen und Schüsse. Binnen Sekunden jedoch gewöhne ich mich daran und bin froh wieder normal hören zu können, den Druck auf den Ohren los zu sein. Helm ab, Feldmütze auf – und schon geht es einem wieder gut.
Die nächste Übung bestehe ich auch beim ersten Mal, und so fahren wir dann als alle fertig sind wieder zurück, Waffenreinigen und dann ab in den Dienstschluss.
Mein erstes Schießen also. Und ich warte immer noch auf Worte um das Gefühl dabei zu beschreiben. Doch irgendwie bleibt bei diesem Konzentrationsakt keine Zeit Gefühle aufzubauen. Und bevor man Zeit bekommt ist auch schon wieder alles vorbei.
Wie es ist auf irgendetwas lebendiges zu schießen vermag ich nicht mir vorzustellen. Genauso wenig wie ich mir vorstellen kann jemanden mit einer Axt zu erschlagen.
Wobei das Gewehr mehr eine Weiche ist die ich umstelle um jemanden zu töten, während die Axt etwas aktiveres darstellt, das Schubsen eines Menschen vor einen Zug zB.
Wie dem auch sei, ich kann mir es nicht vorstellen, will es wahrscheinlich auch gar nicht – und etwas anderes kann ich dazu fast nicht sagen.
Auf Ringscheiben zu schießen jedenfalls hat mehr etwas von einem sportlichen Wettkampf, einem Wettschießen dem jegliche Skrupel fernbleiben. Und auch beim Schießen auf Klappfallscheiben, diesen herrlich toten Pappkameraden kommt mir kein „Oh mein Gott ich habe gerade getötet“-Gedanke.
All dies soll jedoch nicht heißen, dass ich gerne mal auf jemanden schießen will. Denn so schön diese Pappkameraden auch sind, wir halten immer noch eine Waffe in Händen, mit der man töten kann.
(Wenn zu diesem Thema noch fragen sind, gerne ab in die Comments, ich werde mich bemühen so gut es geht zu antworten.)

Di, 18.8.09
Wir haben den ganzen Tag Unterricht.

Mi, 19.8.09
Ich bin ZvT (Zugführer des Tages, Bindeglied zwischen Zug und Vorgesetzten). Allerdings geht es den Tag raus, und da ist meine Funktion dann ziemlich überflüssig. Wir erhalten unsere Wachpostenausbildung. Torposten, Funken und Streife. Später werden wir dann Streife laufen und in gespielte Situationen geraten. Natürlich alles mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogene Extremfälle, aber nur so lernt man es ja. Der Endgegner besteht dann darin, dass sich 6 vermeintlich besoffene auf einem Parkplatz prügeln. Die Streife fordert Hilfe an, und der ganze Zug eilt zum Brandpunkt. Durch diese Überzahl liegen dann bald immer 4 Mann auf einem der 6, und wir bringen die Raufbolde mit den zuvor am Tage erlernten Griffen zur Wache, dem OvWa präsentieren.
Es ist dabei schon lange dunkel, und ich lande erst um 0:30 im Bett.

Do, 20.8.09
Irgendjemand kommt auf die Idee, 4:30 Wecken zu lassen. Danke für das Gespräch. Wir bekommen Unterricht der mehr einer Propaganda für die Luftwaffe gleicht, waschen Dienstautos und bekommen die Gruppenfotos die irgendwann einmal von uns gemacht wurden. Das Thermometer steigt auf 37°. Wir stehen trotzdem draußen, Sperrenausbildung. Wir also Handschuhe über Handschuhe angezogen und S-Draht verlegt + wieder eingerollt.

Fr, 21.8.09
Es steht mal wieder Sport auf dem Dienstplan: Wir sollen unser DSA ablegen. Ich komme genau einmal zum Weitsprung (4,20 Meter) – da fängt es tierisch an zu regnen. Geil! Auf dem Weg zurück vom Sportplatz zur Kompanie können wir fast noch unsere Schwimmfähigkeit feststellen, und unseren Augen hätten Scheibenwischer gut getan. Richtig geiles Wetter also, allerdings können wir so natürlich keinen Sport mehr machen.
Also gehen wir Duschen, treten an, und verziehen uns ins Wochenende.

1 Kommentar:

  1. Du mußt noch erwähnen, dass dieser rote Punkt nur im Visier zu sehen ist und nicht, wie bei einem Laserpointer, auch auf dem Ziel ;-)

    Und sollte man beim Schuss nicht ausatmen? Und nicht den Atem anhalten? Egal, solange man trifft :-)

    Ich glaube, ich habe während der AGA mit meinem Gewehr auch nicht scharf geschossen. Wer weiß auch, wohin damit der Schuss gegangen wäre, die Dinger fallen doch jeden 2. Tag um oder hin oder ecken irgendwo an. Und das G3 war noch etwas stabiler als das G36.

    Weiter so, Soldat! ;-)

    AntwortenLöschen